Um den 11. November herum feiern viele Kindern mit einem Laternenumzug Sankt Martin. Mit dem Lichterfest am Wochenende in der Stadt hat das nichts zu tun, aber dort gehe ich auch hin.
Für Sankt Martin basteln wir bunte Lampions in der Schule, stecken ein Licht hinein und ziehen abends, wenn es dunkel wird, gemeinsam los. Das ist aufregend, und es wird viel gesungen. Meine Mama sagt, als sie ein Kind war, hat man noch echte Kerzen in die Laternen gestellt. Das leuchtet und flackert zwar noch schöner als die heutigen Lämpchen, war aber viel gefährlicher.
Wir haben über Sankt Martin in der Schule gesprochen. Martin war ein Bischof, vor sehr langer Zeit. Er soll großzügig gewesen und seine Sachen mit anderen geteilt haben. In der bekanntesten Geschichte über Martin schneidet er seinen Mantel in zwei Hälften und gibt einen Teil einem frierenden Bettler. Na, Mama würde mir bestimmt die Ohren langziehen, wenn ich meine Jacke zerschneiden würde, um sie mit meiner Schwester Nelly zu teilen.
Ich habe Mama gefragt, warum es um den Martinstag herum − der ist am 11. November − so oft Gänsebraten gibt. Sie musste lachen. Es wird behauptet, dass Martin sich in einem Gänsestall versteckte, als er zum Bischof ernannt werden sollte, hat Mama mir erzählt. Er wollte diesen Job in der Kirche wohl nicht. Die Gänse haben aber laut geschnattert und Martin verraten, und so ist er doch noch Bischof geworden. Vielleicht nahm er den Gänsen das Geschnatter übel, und deswegen landen sie jetzt jedes Jahr im Kochtopf oder im Backofen.