Kinder, Kinder. Mut hab’ ich, Kraft wie ein Bär. Ich bin ein Techniker, habe Kondition und natürlich höchste Bewegungsfertigkeit. Und ich kann das alles in Sekundenschnelle vereinen. Was ist gelogen? Na ja. Könnte ich das alles, wäre ich vielleicht ein guter Stabhochspringer.
Dass heute Frauen über fünf Meter und Männer über sechs Meter springen, hat mit dem Stab zu tun. Die Pioniere des Stabhochsprungs benutzten Stäbe aus Holz. Dann kamen Stäbe aus Bambus oder Leichtmetall, die Sprünge bis zu fünf Metern erlaubten. Aber erst mit den Stäben aus Fiberglas und Carbon sind die Springer in neue Dimensionen vorgestoßen: Beim Einstich lädt sich der Stab mit Energie auf und gibt sie an den Springer zurück. Wie bei einem Katapult.
Was Stabhochsprung so schwierig macht? Der Anlauf. Schon das ist heikel. Wer hoch springen will, muss schnell sein. Bis zu 20 Schritte nehmen die Athleten Anlauf, um zu beschleunigen. Und das ohne Unterstützung der Arme, den die halten den Stab. Während des Anlaufens senken die Athleten ihn. Die Kunst besteht darin, bis zum Einstich in den Kasten zu beschleunigen.
Einstich und Absprung. Setzt der Athlet seinen Stab in den Einstichkasten, muss er abspringen und den Stab biegen. Fachleute sagen: Der Springer speichert elastische Energie im Stab – und holt sie sich in der Sprungbewegung zurück.
Das Aufrollen. Stabhochspringer wollen sich nicht unkontrolliert nach oben schleudern lassen. Sie vollführen eine schnelle Ganzkörperstreckung, klettern dabei am Stab und ergänzen den Katapulteffekt mit Muskelkraft – das sogenannte Aufrollen bis in eine gestreckte Kopf-nach-unten-Position.
Überquerung der Latte. Hat sich der Stab wieder gestreckt, dreht sich der Springer mit Bauch und Brust zur Latte, um sie zu überqueren. Die Landung erfolgt auf dem Rücken – aber nur dann, wenn der Sprung auch technisch gelungen ist.