Habt ihr schon einmal eine Schwalbe im Winter gesehen? Natürlich nicht. Diese Vögel fressen vor allem fliegende Insekten, und weil die im Winter bei uns rar sind, müssen die Schwalben in den Süden ziehen. Rauchschwalben, das hat man erst jetzt herausgefunden, fliegen bis nach Nigeria in Westafrika.
Vogelexperte Thomas Dolich hat mir das näher erklärt. Daran, dass Vögel im Herbst wegfliegen, ist ihr innerer Zugtrieb schuld. Er sagt ihnen, wann sie wegfliegen müssen, und er leitet sie bis ans Ziel. „Das ist dann wie bei einer Spieluhr, die aufgezogen wird“, sagt Dolich. „Die Vögel fliegen so lange, bis sie in ihrem Winterquartier angekommen sind.“
Der Vogelkenner sagt, der Zugtrieb steckt in den Genen und wird von den Vogeleltern an ihre Jungen weitergegeben, also vererbt. Nun kann dieser genetische Code, wie bei allen Lebewesen, auch mal einen Fehler haben. So kann es passieren, dass ein Vogel gar nicht das Verlangen hat wegzufliegen, was bei einer Schwalbe wegen des winterlichen Insektenmangels bei uns tödlich wäre. Oder der Vogel fliegt in eine völlig andere Richtung. Irgendwann muss mal eine Mönchsgrasmücke auf die zu Schottland gehörenden Shetlandinseln geflogen sein. Dort hat sie offenbar gut überwintern können, sodass nach ihr noch andere Exemplare dieser Vogelart dort die kalte Jahreszeit verbracht haben. Und irgendwann wurde bei dieser Gruppe von „fehlgeleiteten“ Vögeln das neue Ziel Shetlandinseln im genetischen Code festgeschrieben. Diese Anpassungen an veränderte Lebensbedingungen nennt man auch Evolution.